Derzeit versenden viele Versicherer Beitragserhöhungen an PKV-Versicherte. Diese verursachen natürlich keine Freudentänze bei den Betroffenen. Deshalb liefere ich gern einige Erläuterungen, warum die Erhöhungen stattfinden.

Beitragserhöhungen in der PKV haben viele Gründe

In den Schreiben der Versicherung wird immer auf die auslösenden Faktoren verwiesen, die die Beitragserhöhung begründen. Also erläutere ich diese mal wie bereits in 2017 geschehen etwas näher.

Schäden

Steigen die Aufwendungen für Schäden stärker als erwartet, führt das beim Versicherer zu einer Senkung des versicherungsgeschäftlichen Ergebnisses. Damit der Versicherer jedoch dauerhaft die vertraglichen Verpflichtungen erfüllen kann, muss er die Prämien entsprechend nach oben anpassen. In den Musterbedingungen zur Krankheitskostenversicherung (MB/KK) ist dies im Paragraphen 8b geregelt. In der Regel gibt es einen Schwellenwert von 5 Prozent, bei dessen Überschreitung der Versicherer die Prämien dann nach oben anpasst. Dies kann übrigens auch nach unten geschehen, wenn die Leistungsausgaben unter diesen Schwellenwert sinken sollten.

Sterbewahrscheinlichkeit

Wir werden alle älter. Diese Tatsache ist aus unserer Sicht ja durchaus positiv, stellt die Versicherer jedoch vor eine weitere Herausforderung. Logisch, wenn wir alle älter werden, nehmen wir unserer Versicherung auch länger und häufiger in Anspruch. Der steigenden Lebenserwartung muss der Versicherer Rechnung tragen. Die Versicherungsmathematiker verwenden in ihrer Kalkulation immer aktuellere Sterbetafeln, die auf ein längeres Leben abzielen. Folge: Die Prämien müssen auch wieder angepasst werden.

Rechnungszins

Jeder Versicherer besitzt zwei Einnahmequellen, zum einen uns Beitragszahler zum anderen den Kapitalmarkt. Jetzt werden sich viele von Ihnen Fragen: Wieso der Kapitalmarkt? Nun, ganz einfach erklärt: Die Versicherer bilden Kapitalreserven. Und diese liegen nicht im Keller der Versicherung, sondern werden am Kapitalmarkt investiert. Da auch sie seit Jahren mit sinkenden Zinseinnahmen leben müssen, sprudeln diese Einnahmen nicht mehr so üppig wie früher. Dieser Einnahmeausfall wir ebenfalls über Beitragserhöhungen kompensiert.

Bestandswirksame Bedingungsanpassungen

Der große Unterschied in der PKV zur GKV besteht darin, dass die Vertragsbedingungen dauerhaft geregelt sind. Der Versicherer darf die Bedingungen im Nachhinein nicht verändern. In der GKV ändert sich jedoch das Leistungsniveau entsprechend der gesetzlichen Regelungen, und diese verändern sich nach jedem Reformgesetz. Doch die Veränderungen im Gesundheitswesen haben auch Auswirkungen auf die PKV.

Ändern sich beispielsweise

  • die Gebührenordnungen für Ärzte und Zahnärzte
  • Beihilfesätze im Beamtenrecht
  • die Fallpauschalen in Krankenhäusern
  • ein gesetzlicher Anspruch auf Behandlungsmethoden (Bsp. Lasik-behandlung in der Augenheilkunde)
  • oder die Einstufungen und Leistungen in der Pflegeversicherung

dann sind das dauerhafte Veränderungen, die in der Tarifkalkulation bei Vertragsbeginn nicht berücksichtigt werden konnten. Solch eine dauerhafte Veränderung darf dann auch zu einer Bedingungsanpassung zugunsten des Versicherten führen. Auch das ist oft mit einer Beitragsanpassung verbunden.

Es gibt also viele Gründe, die eine Beitragserhöhung bedingen. Aber nun folgende Frage:

Warum wird Beitrag in der Pflegeversicherung so stark angehoben?

Die Pflegeversicherung wird in diesem Jahr branchenweit um etwa 30 Prozent angehoben. Die Ursache dafür liegt hauptsächlich beim Gesetzgeber. Der hat in den letzten 5 Jahren ein dreistufiges Pflegereformgesetz auf den Weg gebracht, welches natürlich mit erheblichen Kostensteigerungen verbunden ist. Wenn die Pflegefälle, aber auch die Pflegefachkräfte bessere Leistungen bekommen, müssen wir am Ende alle mehr bezahlen. In der sozialen Pflegeversicherung der GKV ist der Umlagesatz ebenfalls um ein Drittel gestiegen. Hier müssen Kinderlose sogar noch einen Zuschlag von 0,25 Prozentpunkten hinnehmen.