Unser Gesundheitssystem krankt. Was zunächst wie ein Widerspruch klingt, ist jedoch bittere Wahrheit, zumindest finanziell. Deshalb werden die Krankenkassen wieder teurer, ohne dass die Leistungen besser werden.
Wie die gesetzlichen Krankenkassen vom Steuerzuschuss abhängig sind
Die die Krankenkassen werden seit Jahren mit Bundeszuschüssen, also Steuergeld, am Leben gehalten. Finanziert werden damit vor allem versicherungsfremde Leistungen. Jedes Jahr erhalten die Krankenkassen rund 14.000.000.000 EUR (in Worten Vierzehn Milliarden), um u.a. die kostenlose Familienversicherung zu bezahlen. Kostenlos ist sie also nicht, sie wird von allen Steuerzahlern getragen, egal in welchem System diese versichert sind.
Doch die Politik hat noch mehr an Zuschüssen gefordert. In 2021 waren es 19,5 Mrd. EUR, in 2022 28,5 Mrd. EUR, der höchste Wert in der Geschichte. Offiziell soll das zunächst ein einmaliger Betrag sein, um die Kosten der Corona-Pandemie auszugleichen. Trotzdem steigen gleichzeitig die Beiträge, auch wenn darüber nicht gern gesprochen wird. Die Krankenkassen müssen im kommenden Jahr nicht einmal darüber informieren.
Wie steigen die Beiträge in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) ?
Besonders hart trifft es die Besserverdiener, also Personen, die ein Einkommen nahe der Beitragsbemessungsgrenze erzielen. Doch letztlich trifft es alle.
Zunächst kommt es auf
- das individuelle Einkommen an,
- den Zusatzbeitrag,
- und in der Pflegeversicherung auf den Status „kinderlos“ oder „mit Kindern“ an. Vorausgesetzt die Person ist mindestens 23 Jahre alt.
Die Beitragsbemessungsgrenze in der GKV steigt in den Jahren 2021 bis 2023 um 3,2 bzw. 3,1 Prozent an. Das heißt, Gutverdiener, die zwischen 4.600 – 4.900 EUR im Monat verdienen, werden diesen Beitragsanstieg sofort verspüren, denn sie zahlen immer den Höchstbeitrag. Alle Mitglieder gleichzeitig verspüren die Mehrbelastung anhand des steigenden Durchschnittsbeitragssatzes in der GKV. Der steigt von 15,9 Prozent in 2021 und 2022 auf voraussichtliche 16,2 Prozent in 2023. Das ist ein Plus von 1,9 Prozent. Ganz blöd wird es also für die Gutverdiener, die um die Beitragsbemessungsgrenze herum verdienen. Nach meiner Berechnung haben diese ein sattes Plus von rund 5 Prozent.
In der Pflegeversicherung sieht es nicht besser aus
Der Beitragssatz in der sozialen Pflegeversicherung ist im gleichen Zeitraum von 3,3 Prozent auf 3,4 Prozent gestiegen, zumindest für die Kinderlosen über 23 Jahren. Ein Plus von 3 Prozentpunkten. Hier können wir jedoch konstatieren, dass sich die Leistungen in der Pflege verbessert haben. Aber auch die Einkommen der Pflegekräfte sind in den vergangenen Jahren gestiegen. Den Preis dafür müssen wir jetzt alle zahlen.
Wird es zu Leistungskürzungen in der gesetzlichen Krankenversicherung kommen?
In diesem System ist das nicht ausgeschlossen. Im Gegensatz zur privaten Krankenversicherung gibt es kein festes Leistungsversprechen über die ganze Lebenszeit.
Zumindest für 2023 hat der Gesundheitsminister keine Leistungskürzungen in der GKV versprochen. Sie werden jedoch definitiv später folgen. Immerhin wird das Haushaltsdefizit immer größer. Besonders spannend wird es werden, wenn die geburtenstarken Jahrgänge ab 2029/2030 in Rente gehen. Dann wird es auf der Finanzierungsseite ganz eng werden.
Hier ein Ausblick auf unsere Alterspyramide im Jahr 2030 (Quelle: Destatis)
Fazit:
Wer kann, sollte versuchen in die private Versicherung zu wechseln. Zwar treten hier auch Kostensteigerungen aufgrund Inflation und steigender Lebenserwartung ein, aber niemals zu Lasten der Leistung. Auch sollten Sie sich bewusst sein, dass Gesundheit ein teures Gut ist. Und unsolidarisch ist dieses System auch nicht. Schließlich zahlen alle Privat Versicherten Steuern, ohne Leistungen aus der gesetzlichen Krankenversicherung zu beziehen.